Reisetagebuch

27.09.2024 - Kilometer 9817

Estland

 

Wie schon im Reisebericht geschrieben, sind wir weit davon entfernt, Estland wirklich „erfahren“ zu haben. Auch mit den Einheimischen hatten wir praktisch keinen Kontakt und wir haben auch nur einen ganz kleinen Teil von Estland gesehen. Insofern hat das Land sicher noch Potential, genauer besucht zu werden.

Straßen und Maut

 

Die Straßen sind größtenteils in hervorragendem Zustand, was sich nicht nur auf die Hauptstraßen beschränkt. Klar, wird es auch in Randbereichen wieder holprig. Im Allgemeinen kommt man aber fast überall recht flüssig voran.

Für Fahrzeuge unter 3,5 Tonnen gibt es in Estland keine Maut. Für Fahrzeuge über 3,5 Tonnen scheint man vor der Fahrt online beim estnischen Amt für Straßenverwaltung Mautgebühren entrichten zu müssen.

Geld und Kosten

 

Da Estland zur EU gehört, bezahlt man auch hier in Euro und fast immer bargeldlos. Die Preise sind deutlich moderater als in Skandinavien, besonders der Diesel ist wieder zu Traumpreisen zu haben. Aber auch Alkohol ist hier erschwinglich. Wir haben jedenfalls noch nie (auch nicht in Deutschland) eine so große Auswahl an Spirituosen in einem Supermarkt gesehen.

Nur die Wodka Abteilung! -->

Stellplätze, Ver- und Entsorgung

 

In Estland haben wir meistens auf freien Stellplätzen übernachtet. Wir haben immer tolle Möglichkeiten direkt an der Ostsee gefunden und waren oft ganz alleine. Auf vielen der Plätze gab es Tisch und Bänke, Grillstellen und eine Trockentoilette. Ver- und Entsorgung musste man wieder unterwegs erledigen – was nicht ganz so einfach war, wie in Skandinavien.

Wie es uns geht

 

Nach fast 10.000 Kilometern, 117 Tagen und 5 Ländern sind wir wieder zu Hause angekommen. 

 

Was soll man sagen: Irgendwie ist die Festplatte (im Kopf) voll, es wird kälter und der Heimatmagnet hatte angefangen zu ziehen. Obwohl wir in Estland noch tolle Tage mit Sonne und 20 Grad hatten, waren die Gedanken schon oft zu Hause. Dort gibt es auch viele Baustellen, für die wir jetzt genug Kraft gesammelt haben und motiviert sind. Trotzdem war es ein komisches Gefühl, als wir die Fähre von Lettland nach Travemünde gebucht haben, denn damit war das Ende dieser Reise endgültig in Sicht.

Auf unserer Reise haben wir viel gesehen und gelernt. Nicht nur über Land und Leute, sondern auch über uns selbst. Wir wissen nun, dass wir es gut zusammen auf dem engen Raum miteinander aushalten. Das funktioniert wirklich prima. Trotzdem sind wir uns gar nicht mehr so sicher, ob wir dauerhaft im Wohnmobil leben wollen. Es ist toll, wenn man beim Reisen nicht auf die Uhr oder den Kalender schauen muss und jedes Land für sich in Ruhe genießen kann. Trotzdem scheint es uns wichtig zu sein, einen Ruhepol zu Hause zu haben.

 

Insofern wird es nach diesem Bericht eine längere Pause bis zum nächsten Bericht geben. Wie lange die Pause sein wird, hängt davon ab, wie schnell uns zu Hause die Decke auf den Kopf fällt 😉. Pläne für die nächste lange Reise gibt es jedenfalls schon.

 

In diesem Sinne: Nach der Reise ist vor der Reise!

21.09.2024 - Kilometer 8523

Finnland und die Finnen

 

Finnland ist mit knapp 339.000 km² etwas kleiner als Deutschland und hat rund 5,6 Millionen Einwohner (etwa so viele wie Barcelona). . Klar, dass es in Deutschland mit seinen gut 83,4 Millionen Einwohnern etwas enger zugeht. Etwa 10% der Fläche Finnlands sind Binnengewässer (größte Seenplatte Europas!) und der Waldanteil beträgt 74% (zum Vergleich: Deutschland hat einen Waldanteil von etwa 32%).

 

Man sagt, die Finnen seien die glücklichsten Menschen der Welt. Spricht man mit Einheimischen, bekommt man mit einem Schmunzeln zur Antwort: „Wirklich? Dann haben die wohl nicht alle gefragt“. In Finnland ist die Alkohol- und Selbstmordrate sehr hoch. Trotzdem sind uns alle Finnen sehr freundlich und interessiert begegnet und wir sind schnell ins Gespräch gekommen. Was sie wohl alle lieben, ist ihre Natur. Oft steht auf Schildern, dass die Natur für alle da ist, man muss sich nur entsprechend verhalten. Unterstützt wird das Naturerlebnis durch Grillplätze inklusive kostenlosem Holz und Hütten oder Unterstände, in denen man auch übernachten kann. 

 

In Finnland kommt uns alles viel entspannter vor als in Norwegen. Hier reiht sich nicht ein Mega-Highlight an das andere, ohne dass es langweilig wird. Die Wälder laden jeden zu kurzen und langen Wanderungen ein, ohne dass es gleich in Extremsport oder Bergsteigen ausartet. Alles ist sehr flach, so dass man hier keine nennenswerten Höhenmeter macht (im Osten Finnlands mag das anders sein). Man kann sich auch an den vielen Seen entspannen.

Wir finden jedenfalls, dass die Finnen ein lustiges Volk sind. Wo sonst auf der Welt gibt es solche Meisterschaften:

Frauentragen

„Mann“ trägt eine Frau (die eigene, die Nachbarin oder eine geliehene, mindestens 49 kg schwere Frau) über eine 250 m lange Strecke durch Sand, Wasser, Gras und Asphalt. Der glückliche Gewinner bekommt das Gewicht „seiner“ Frau in Bier aufgewogen.

 

Schlammfußball

Im Prinzip wie normaler Fußball, nur knietief im Schlamm.

 

Luftgitarren Weltmeisterschaft (seit fast 30 Jahren!): 

60 Sekunden stehen die Teilnehmer auf der Bühne und spielen möglichst überzeugend auf einer nicht vorhandenen Gitarre. Der Song spielt dabei keine Rolle, es geht nur um eines: eine tolle Performance, die die Jury überzeugt. Alles muss stimmen - das Outfit, die Handbewegungen, die Originalität, eine mitreißende Show und "Airness" - die Kunst, auf Luft zu klampfen.

Die Idee dahinter: Wenn alle Menschen auf der Welt Luftgitarre spielen, werden Kriege aufhören, der Klimawandel aufhören und das Böse verschwinden. Deshalb sind am Ende des Wettbewerbs alle eingeladen, gleichzeitig Luftgitarre zu spielen, um die Welt zu retten.

Wer mal reinsehen will: hier klicken

Straßen und Maut

 

Außerhalb geschlossener Ortschaften darf (und kann) man 80 km/h fahren, manchmal sogar 100 km/h. Die Hauptstraßen sind in sehr gutem Zustand, so dass man mit dem Tempomat bei 80 km/h ganz entspannt fahren kann. Man sollte sich auch an die Geschwindigkeitsbegrenzung halten, da es entlang der Hauptstraßen sehr viele Blitzer gibt. Meistens (oder sogar immer) sind sie aber durch ein Schild angekündigt.

 

Wenn man die Hauptstraßen verlässt, hört der Asphalt allerdings sehr schnell auf. Meistens kommt dann ziemlich fest gepresster Boden, auf dem es sich auch ganz gut fahren lässt (ohne 4x4!). Allerdings rüttelt es gewaltig im Auto, so dass man hier gut einen Klappertest machen kann. Aber es lohnt sich, diese Pisten zu fahren, denn oft findet man am Ende einen wunderschönen Platz zum Übernachten oder zu verweilen.

 

Die Randstreifen der schnurgeraden Hauptstraßen sind aus gutem Grund sehr breit freigeschnitten. Die Gefahr des Wildwechsels ist fast überall gegeben und ernst zu nehmen. Rentiere sind schon oft vor uns hergelaufen, oder sogar auf uns zu😲! Sie rennen nicht einfach weg, wie wir es vom heimischen Wild gewohnt sind, sondern ignorieren uns einfach und gehen in aller Ruhe ihrem Tagwerk nach. D.h. hier muss man dann anhalten und darf die schönen Tiere fotografieren.

 

Noch eine gute Nachricht zu den Straßen in Finnland: Es gibt keine gebührenpflichtigen Straßen oder Brücken!

Mücken

 

In allen Reiseberichten, die wir gelesen oder gesehen haben, werden die Mücken als große Plage beschrieben. Das heißt, im Sommer draußen zu sein, ist schon eine Herausforderung. 

 

In Finnland gibt es sogar eine Weltmeisterschaft im Mückenerschlagen.

Diese wird einmal im Jahr in Pelkosenniemi ausgetragen: Innerhalb von fünf Minuten muss jeder Teilnehmer so viele Mücken wie möglich töten. Dabei gilt: Hilfsmittel sind nicht erlaubt, nur Handarbeit zählt. Geradezu legendär wurde der Finne Henri Pellonpää, der 1995 ganze 21 Mücken erschlug und es damit ins Guinness-Buch der Rekorde schaffte.

 

Im September scheint sich die Situation zu entspannen. Es wird wohl kälter und auch etwas windiger. Insofern hatten wir kaum Probleme mit Mücken. Natürlich bleibt der eine oder andere Stich nicht aus, aber wir wurden nicht von Schwärmen angegriffen. Allerdings scheint es in Finnland eine Mückenart zu geben, die sich auf Camper spezialisiert hat („Asuntovaunu hyttynen“). Man kann alles dicht machen und trotzdem finden die Viecher einen Weg ins Wohnmobil, als wären Türen und Fenster weit offen.

Rastplatz oder Blutbank?

Sprache

 

Die Sprache hier ist sehr speziell. Man kann aus den Wörtern nicht ableiten, was sie bedeuten könnten. Wir haben uns in Oulu die Schilder vor einem Markt angesehen und das Angebot hätte alles sein können, von Sandalen über Teppiche bis hin zu Lebensmitteln.

 

D.h. auch Wegweiser helfen wenig, denn bevor Ute mir etwas vorlesen kann (wenn überhaupt), sind wir schon vorbei und haben den Inhalt schon wieder vergessen.

 

Wenn man durch den Wald geht, empfiehlt es sich, den Goolge Translator (oder eine andere App) für ein Schild zu verwenden. Auf dem Schild könnte stehen: „Achtung Schießstand“, „Hier gibt’s die leckersten Pilze“ oder „Freibier für alle“.

Oder seht Euch doch rechts mal diese Speisenkarte an. Wer erkennt hier die große und die kleine Portion Pommes?

Im Finnischen ist jeder Buchstabe eines Wortes wichtig, so dass ein einziger Buchstabe dem Wort eine völlig andere Bedeutung geben kann. Beispiel:

 

Tapaan Sinut = ich treffe Dich

Tapan Sinut = ich werde Dich töten

 

Die Finnen sind wohl auch die einzige Nation, die ein Wort für den Zustand „allein in Unterhosen vor dem Haus sitzen und Bier trinken“ hat: „Kalsarikännit“!

 

Mülltrennung

 

In Finnland wird der Müll gut getrennt. Es gibt viele öffentliche Mülleimer, in die man Papier, Plastik, Glas, Metall und Restmüll werfen kann. Was uns besonders gefällt: Für das Dosenpfand gibt es in den Supermärkten Automaten wie bei uns. Das Besondere ist aber, dass es daneben ein Waschbecken mit Seife und Papierhandtüchern gibt, damit man sich die schmutzigen Finger säubern kann.

Geld und Kosten

 

Zum Glück ist Finnland in der EU und wir können mit Euro bezahlen. Bargeld braucht man trotzdem nicht, denn auch hier wird praktisch alles mit Karte bezahlt. Fast alles ist auch wieder etwas billiger als in Norwegen. Außerdem ist die Auswahl an Gemüse wieder deutlich größer und es ist nicht mehr alles (aber immer noch zu viel) einzeln eingeschweißt.

 

So gibt es hier schon Croissants für 0,49 €, eine Gurke für 1,- € oder 4 Bananen für 1,- €. Eine kleine Dose Bier ist auch wieder unter 2,- € zu haben (außer man will Krombacher trinken - links das ist der Preis für eine 0,5l Flasche und nicht für einen Liter oder gar einen Kasten!).

 

Es gibt aber auch Dinge, die noch deutlich teurer sind als in Deutschland. Zum Beispiel Fleisch, Schokolade, Wein, ...

Stellplätze, Ver- und Entsorgung

 

Über Park4Night haben wir immer tolle Stellplätze gefunden. Da wir im September unterwegs waren, hatten wir die Plätze auch meistens für uns allein.

 

Gerade in Lappland, aber auch weiter unten in Finnland hatten wir nur kostenlose Stellplätze, aber die Infrastruktur bestand dann meist nur aus einer Trockentoilette und einem Grillplatz. Die Ver- und Entsorgung konnten wir aber gut unterwegs erledigen. Wasser bekommt man meist an Tankstellen, wenn man nett fragt (Ute kann das perfekt - wer kann der Frau schon etwas abschlagen 😉 ). Für Grauwasser gibt es wohl keine speziellen Stationen, daher haben wir oft an Tankstellen oder großen Parkplätzen einen entsprechenden Gully genutzt.

Campingplätze

 

Zu den Campingplätzen könne wir nichts sagen, denn wir haben in der ganzen Zeit in Finnland keinen einzigen Campingplatz besucht.

Wäsche waschen

 

Geht in einigen Supermärkten ohne Probleme, da dort ein Waschsalon angeschlossen ist. Die haben sogar 17kg Trommeln, so dass wir die ganze Wäsche während eines Einkaufes erledigen konnten.

 

Preise: ca. 8,- €  bis 18,- €.pro Maschine je nach Größe und knapp 5,- € pro (riesigem) Trockner. Dauert jeweils 30 Minuten und das Waschmittel ist schon dabei. Bezahlt wird natürlich an einem Automaten mit Karte.

09.09.2024 - Kilometer 7312

Wie es uns geht

 

Heute feiern wir unseren 100. Tag im Wohnmobil! Das Leben auf engstem Raum macht uns immer noch Spaß und wir sind sehr dankbar, dass wir das alles so erleben dürfen. Trotzdem wissen wir es auch zu schätzen, dass wir unsere Homebase haben und freuen uns auch ein bisschen, wenn wir mal wieder zu Hause sind. Feiert mit uns und genießt den kleinen Jubiläumsfilm.

04.09.2024 - Kilometer 7103

Wie es uns geht

 

Inzwischen haben wir das Nordkap bezwungen und sind in Finnland angekommen. Hier ist alles viel entspannter. Es jagt nicht ein extremes Highlight das andere, so dass man alles etwas ruhiger angehen kann. Aber dazu später mehr im nächsten Reisebericht über Finnland. Ansonsten geht es uns prächtig und wir genießen das Leben unterwegs.

Unsere Webseite

 

Nachdem wir nun Norwegen (für dieses Jahr 😉) abgeschlossen haben, hier ein kleiner Überblick über die bisher angefallenen Datenmengen:

 

Mittlerweile haben wir ca. 6500 Bilder und Videosequenzen aufgenommen (zusammen ca. 270 GB). Das Handy-Datenvolumen von 100 GB reicht gerade aus, um die Website und die Filme auf YouTube am Leben zu erhalten. Dabei schleppen wir keine große Kamera mit uns herum, sondern alles wird mit 2 iPhones 11 Pro, einer DJI Mini 3 pro und einer Insta360 aufgenommen und verarbeitet.

Es ist wirklich schwierig, aus dieser Datenmenge eine gute Auswahl zu treffen! Bei manchen Bildern oder Filmen ist es einfach, z.B. wenn man schnell fliegende Papageientaucher im Hyperlapse Modus aufnimmt und am Ende des Tages nur Wasser oder Himmel auf dem Film hat. Hier hat es sich bewährt, die Brille aufzusetzen, bevor man den Kameramodus einstellt!🧐

 

Bei den guten Bildern ist die Auswahl schwieriger. Filme von der Drohne oder der Insta-Kamera müssen auf jeden Fall geschnitten und gekürzt werden und für die Website brauchen wir dann noch ein paar Texte; ihr sollt ja auch was lernen 😉.

Die YouTube-Filme sind etwas aufwendiger als die Website. Hier muss das ganze Material in ein Storyboard gepackt werden, dann kommt der Schnitt, die Musik muss ausgesucht werden (unter Berücksichtigung der Urheberrechte), die Bildwechsel müssen auf die Musik abgestimmt werden, ein paar Texte, Effekte, Beschreibungen und Überblendungen dazu, noch ein bisschen Feenstaub und das Ganze muss 20 Mal angeschaut werden, bis alles passt. Am Ende sieht man, was man alles vergessen hat.

 

Es ist auf jeden Fall viel Arbeit, aber es macht auch viel Spaß. Wir sind aber auch froh, dass wir damit kein Geld verdienen müssen 😊. Ich ziehe meinen Hut vor jedem YouTuber, der jede Woche einen qualitativ hochwertigen 30-minütigen Film aus dem Hut zaubert! Wir können das zum Glück ganz entspannt angehen, lernen jeden Tag dazu und hoffen, dass euch das (unprofessionelle) Ergebnis gefällt.

23.08.2024 - Kilometer 6003

Wie es uns geht

 

Wie schon im letzten Newsletter angekündigt, haben wir uns jetzt einfach mal Urlaub vom Urlaub gegönnt. D.h. wir haben in den letzten Tagen mal nicht alle Sehenswürdigkeiten abgeklappert, sondern einfach mal die Seele baumeln lassen. Das Wetter hat die meiste Zeit mitgespielt, so dass wir fast eine Woche an einem tollen Strand verbringen konnten. 

 

Aber auch hier kann man sich kaum von der außergewöhnlichen Schönheit Norwegens erholen. Man muss sich das einmal vorstellen: Wir sind hier ca. 350 km nördlich des Polarkreises, liegen an einem traumhaften Strand mit feinstem Sand und türkisblauem (kaltem) Wasser und direkt neben uns ragt eine 700 m hohe Felswand senkrecht in die Höhe. Jede Stunde ändert sich das Licht, bis es am späten Abend blutrot wird und die ganze Szenerie wieder völlig anders aussieht. Unmöglich, das alles mit der Kamera einzufangen.

Begegnungen

 

Wir treffen unterwegs die unterschiedlichsten Menschen. Es ist absolut bereichernd zu sehen, wie viele verschiedene Möglichkeiten es gibt, sein Leben und auch das Reisen zu meistern. Viele sind bereits aus dem Berufsleben ausgeschieden oder einfach in Rente gegangen, andere haben gerade ihr Studium abgeschlossen oder wieder andere haben gerade eine kleine Familie gegründet und wollen gemeinsam etwas von der Welt sehen. Man kann also ganz klar sagen: Es ist selten zu früh, aber nie zu spät! Hier ein paar Beispiele:

  • Den Studienkollegen, den ich bestimmt 35 Jahre nicht gesehen habe, treffen wir hier in Norwegen. Auch er hat mit 60 Jahren aufgehört zu arbeiten und reist seitdem mit seiner Frau durch die Welt. Dank der sozialen Medien sind wir jetzt wieder in Kontakt und tauschen uns aus.
  • Das Schweizer Ehepaar. Sie ist Lehrerin, er hat als „Avioniker“ die Helikopter von Milliardären und Scheichs auf der ganzen Welt gewartet. Irgendwann hat er gekündigt, aber sein Arbeitgeber hat ihn für das doppelte Gehalt wieder eingekauft. 4 Jahre ging das gut, dann zog er mit 60 nach einem Herzinfarkt die Reißleine und reist jetzt mit seiner Frau und seinem riesigen Wohnmobil durch die Welt.
  • Das junge Paar, das mit ihrem kleinen Kind auf dem Fahrrad durch Norwegen reist (Hut ab!). Die Kleine hat gerade ihren ersten Geburtstag hier in Norwegen gefeiert! Die jungen Eltern müssen ihren Rhythmus der Kleinen anpassen „um 9:00 hat sie gegessen und dann haben wir 2 Stunden auf dem Rad bis sie quengelig wird...“. Auch das funktioniert!
  • Die finnische Familie, die mit Auto und Wohnwagen unterwegs ist. Hier müssen 5 Kinder und die Eltern im Wohnwagen auskommen! Damit die Mutter etwas zu essen kochen konnte, wurden die 5 Kinder erst einmal mit einer Angel in der Hand am Hafen abgesetzt.
  • Der Junge Kerl, der mit Rucksack und öffentlichen Verkehrsmitteln durch Norwegen gereist ist. Die Wartezeit auf den Bus verbrachte er am Strand und spielte Ukulele. Das hat er sich seit einem Jahr selbst beigebracht. Das stört niemanden und beruhigt.
  • Ein Motorradfahrer aus Wetzlar, der mit seinem Zelt unterwegs ist. Er macht gerade seinen Techniker und nutzt die Zeit noch einmal, bevor das richtige Berufsleben beginnt. Der Regen macht ihm doppelt zu schaffen: Im Zelt ist es auf Dauer auch nicht lustig und für sein Motorrad braucht er dringend neue Reifen. Kein Wunder, bei den Entfernungen, die man hier zurücklegen kann.
  • Ein blinder Mann und seine Frau reisen durch Norwegen und erleben es mit allen ihren Sinnen.
  • ...

Die Liste ist noch lange nicht vollständig und wir hoffen, dass noch viele nette Bekanntschaften hinzukommen. Lustig ist auch, dass wir manche Leute immer wieder treffen und erst beim dritten Mal ins Gespräch kommen. Wie zum Beispiel den Spanier, der alleine mit Wohnmobil und Fahrrad das Land erkundet, …

08.08.2024 - Kilometer 5022

Wie es uns geht

 

Eigentlich hat sich seit unserem letzten Tagebucheintrag nicht viel verändert: Wir leben unseren Traum, merken aber auch, dass das ganz schön anstrengend sein kann. Im Moment fehlt uns die Motivation und die Kraft, noch mehr Neues zu planen, zu erleben und aufzunehmen. Wir haben noch so viel aufzuarbeiten (Kopf, Bilder, Website), dass wir uns ein paar Tage Ruhe gönnen wollen. Die Lofoten, die Vesterålen, Papageientaucher, Walsafari und vieles mehr waren wirklich intensiv aber traumhaft schön!

 

Brauchen wir also Urlaub vom Urlaub? Wahrscheinlich können das die wenigsten verstehen, vor allem, wenn sie jeden Tag zur Arbeit gehen müssen. Wir vagabundieren durchs Leben, haben viel Zeit und sind erschöpft? Klingt blöd, ist aber so. Auch wenn man jeden Tag sein Lieblingsgericht serviert bekommt, ist man irgendwann satt und muss eine Pause machen, bis der nächste Gang kommt. Insofern kann es auch gut sein, dass die Pause bis zum nächsten Newsletter und der damit verbundenen Aktualisierung der Website etwas länger ausfällt. Schließlich muss ja alles mit dem Wetter zusammenpassen 😊. Und das ist so:

Wetter / Klima

 

Das Wetter war bisher sehr wechselhaft. Am Anfang unserer Reise hat es viel geregnet und jetzt haben wir auch oft schöne Tage. Natürlich ist es hier nicht so heiß wie in Südeuropa, aber wenn die Sonne scheint, hat sie unglaublich viel Kraft. Besonders krass ist der Temperaturunterschied zwischen Licht und Schatten. Obwohl das Außenthermometer oft nur 17 Grad anzeigt, ist es in der Sonne kaum auszuhalten. Trotz flacher Sonneneinstrahlung ist die Sonne extrem intensiv und man verbrennt sich schnell den Frack. Wenn man aber seinen Stuhl in den Schatten schiebt, kann man sich gleich eine Jacke oder den geliebten Hoodie (danke an Dicky und Woody) überziehen. Hier wird es gleich richtig frostig.

 

Für einen Sommerurlaub ist dieses Klima fast ideal. Natürlich hatten wir 2018 mehr Sonne, aber früher war ja auch mehr Lametta! Auf jeden Fall kann man sich in der Sonne richtig braten lassen, ohne dann nachts im Wohnmobil im eigenen Saft „sous-vide“ gegart zu werden. Herzinfarkte wegen Überhitzung scheinen hier kein Thema zu sein.

27.07.2024 - Kilometer 4522

Was wir neu gelernt haben

 

Oft sieht man an den Straßenschildern einen Hahn auf braunen Grund

 

                Gårdsutslag = landwirtschaftliche Produktion / Gårdstun = Bauernhof

 

Der „braune Hahn“ ist eine Art „Gütesiegel“ des Verbandes für Landtourismus, Binnen- und Süßwasserfischerei in Norwegen. 

Hier gibt es kleine Hofläden oder Einkehrmöglichkeiten, in denen man lokale Spezialitäten kaufen kann. 

Wie es uns geht

 

Was sollen wir sagen? Auch nach 2 Monaten Leben im Wohnmobil geht es uns super! Das Wetter ist zwar oft wechselhaft, aber wir das Beste daraus und erleben jeden Tag etwas Neues und Tolles. Das ist schon so viel, dass man es kaum verarbeiten kann.

 

Außerdem freuen wir uns über die ganzen netten Rückmeldungen von Euch; egal ob zum WhatsApp Status oder zur Webseite!

Vielen lieben Dank! ❤

Dieser kleine Hofladen hatte nicht einmal eine Bedienung. Man konnte sich einfach nehmen, was man wollte, die Ware scannen und online bezahlen. Und wir reden hier nicht nur von 12 Eiern für ca. 4,- Euro, sondern auch von Steaks vom Wyagu-Rind für 60,- das Stück!

Straßen

 

Selbst Norweger haben uns schon gefragt, was wir von ihren Straßen hier halten. Daher haben wir sie einmal analog zu den Schulnoten in 6 Kategorien eingeteilt:

 

1- Autobahnen: In Norwegen gibt es fast keine Autobahnen. Kürzere (gebührenpflichtige) Abschnitte gibt es um die größeren Städte herum, ansonsten sind uns hier keine Autobahnen unter die Räder gekommen.

 

2- Gute Landstraßen/Fernstraßen: Sie sind in der Regel mit einem E gekennzeichnet, gut ausgebaut und mit einem Mittelstrich versehen. Dies sind (neben den Autobahnen) die einzigen Straßen, auf denen man wirklich 80 km/h und manchmal sogar 90 km/h fahren darf (und kann). 

 

3- Kleine Landstraßen: haben keine Mittellinie und sind über weite Strecken einspurig. Kommt einem ein Fahrzeug entgegen, muss man schon die Ohren anlegen. Das sind die Momente, in denen sich Ute sich in die Armlehne krallt.

 

4- Schlechte Landstraßen: Sie sind zwar noch asphaltiert, aber so schmal, dass man bei Gegenverkehr in die dafür vorgesehenen Ausweichbuchten ausweichen muss. Dazu kommt, dass der Asphalt oft extrem wellig ist, so dass man sich wie in einem Kutter bei Seegang auf dem Meer fühlt. Meist kann man nicht schneller als 50 km/h fahren und muss sehr aufpassen, da man die Wellen oder auch Löcher nicht gut erkennen kann.

 

5- Die „jetzt wird’s schmutzig“ Straßen. Sie entsprechen der Kategorie 4, sind aber nicht asphaltiert. D.h. sie bestehen aus ziemlich fester Erde oder Schotter.

 

6- Die „Hoffentlich ist es bald vorbei“-Straßen. Hier hört der Spaß auf. Hier geht es nur noch im Schritttempo voran und es ist ein hoffnungsloses Unterfangen, den tiefen Schlaglöchern (groß wie Trolltöpfe) auszuweichen. Wenn es dann auch noch regnet, hat man wohl das Schlimmste erwischt, was man mit einem Wohnmobil (ohne Allradantrieb) fahren kann. Nach wenigen Kilometern auf einer solchen „Straße“ sieht das Wohnmobil aus, als wäre man gerade 3 mal Paris-Dakar damit gefahren.

Wir sind hauptsächlich auf Straßen der Kategorie 2-4 unterwegs, haben aber auch schon 5 und 6 „genossen“. Gerade die schlechten Straßen (Kategorie 5 und 6) führen oft zu den coolsten Sehenswürdigkeiten. Grundsätzlich wird hier sehr rücksichtsvoll gefahren. Gerade bei Ausweichbuchten gilt hier nicht das Gesetz des Stärkeren, sondern es wird Rücksicht genommen. Wenn hier mal einer hupt, war es bisher immer ein Deutscher!

Die Norweger

 

Wir wollen natürlich nicht alle Norweger in eine Schublade stecken, denn das funktioniert sicher genauso wenig, wie ein Bayer und ein Hamburger in eine „deutsche“ Schublade passen würden. Deshalb können wir nur berichten, wie uns die Norweger bisher begegnet sind.

 

Alle Norweger, die wir getroffen haben, sind ausnahmslos sehr freundlich und gesprächig. Wenn man nach dem üblichen „Hej“ oder „Hej, hej“ kurz stehen bleibt, ist man schnell in ein nettes Gespräch verwickelt. Zum Glück spricht hier fast jeder Englisch, sonst wäre es mit der Unterhaltung schnell vorbei.

 

Es scheint auch zu stimmen (nach Rücksprache mit Einheimischen), dass die Norweger entweder ein Boot oder eine Hütte in den Bergen haben. Manche haben sogar beides. Was wir auf jeden Fall sagen können ist, dass jeder Norweger, der einen kleinen Vorgarten hat, mindestens einen Mähroboter beschäftigt und dass der Vorgarten aussieht wie das Green eines Golfplatzes.

Planung

 

Einige von euch haben uns gefragt, wie wir eigentlich unsere Route planen und wie wir all die schönen Orte finden. Eigentlich ist es ganz einfach: Wir planen nicht viel im Voraus und machen vieles vom Wetter abhängig. Für eine grobe Planung benutzen wir Google Maps. Hier gibt es schon viele Sehenswürdigkeiten zu entdecken, die man einfach markieren kann. So sieht man schnell, ob ein solcher Punkt in die grobe Route passt. Ergänzt wird das Ganze dann noch durch einen WoMo-Reiseführer und einige Tipps von YouTubern, die auch in Norwegen unterwegs sind oder waren.

 

Viele Sehenswürdigkeiten (und seien sie noch so klein) sind von der Straße aus mit braunen Schildern gekennzeichnet. Wie weit sie dann von der Straße entfernt sind (und wie gut die Straße ist), weiß man erst hinterher. Es lohnt sich auf jeden Fall, den Schildern zu folgen und sich überraschen zu lassen. 

 

Um einen Stellplatz zu finden, nutzen wir den Reiseführer des WoMo Verlags oder Park4Night. Oft schauen wir auch kurz vor unserem Ziel nach rechts und links und nutzen z.B. Wanderparkplätze, wenn dort nicht ausdrücklich das Übernachten verboten ist. Das ist aber nicht immer eindeutig und manchmal Auslegungssache. Wenn das Parken nur bis 20:00 Uhr abends und ab 06:00 Uhr morgens erlaubt ist, ist die Sache klar. Ein Schild „No Camping“ hingegen ist Auslegungssache und wird sehr unterschiedlich interpretiert. Solange man keine Stühle, Markise oder ähnliches auspackt, ist es noch kein Camping. Aber ist das wirklich das, was man hier will? Im Zweifelsfall richten wir uns danach, was die Einheimischen hier machen.

 

Übrigens gibt es hier einige Stellplätze, die man nur mit der App „Vips“ bezahlen kann. Für diese App braucht man aber eine Art Steuer-ID, die nur Norweger haben. In solchen Fällen haben wir uns einfach mal dumm gestellt.

LPG Gas

 

Vor unserer Abreise haben wir uns einen großen LPG-Gastank unter das Auto bauen lassen. Das ist auch gut so, denn es macht uns deutlich unabhängiger (Vor- und Nachteile sind ja unter „Fahrzeug“ beschrieben). Das Tankstellennetz für Autogas ist in Norwegen nicht so dicht, wie wir es aus Deutschland gewohnt sind. In Deutschland bietet gefühlt jede zweite Tankstelle auch Autogas an. Hier in Norwegen haben wir noch nie eine Tankstelle gesehen, die auch Autogas anbietet. Das sind meistens spezielle Tankstellen, die man aber auch gut über die App MyLPG.eu finden kann. Wenn unser Tank also nur noch 50 Prozent anzeigt, schauen wir, wo die nächste Tankstelle ist. Da uns eine halbe Tankfüllung etwa einen Monat lang reicht, haben wir so genügend Spielraum.

13.07.2024 - Kilometer 3279

Wie es uns geht

 

Nun sind schon wieder 2 Wochen vorbei (Wahnsinn, wie die Zeit vergeht) und uns geht es immer noch super. Nur das Wetter hat uns in den letzten Tagen ein wenig Sorgen gemacht. Irgendwann geht einem der ewig graue Himmel und der Regen auf die Nuss! Aber auch das gehört dazu - auch zu Hause kann man dem Wetter nicht entkommen.

 

Es kehrt auch etwas mehr Ruhe ein (bei dem einen mehr, bei dem anderen weniger 😊). Obwohl wir uns vorgenommen haben, nicht zu schnell zu reisen, gibt es nur wenige Tage, an denen wir länger als eine Nacht an einem Ort bleiben. So verbringen wir viel Zeit im Auto, springen von einer Sehenswürdigkeit zur nächsten oder suchen den nächsten Stellplatz. Dabei stellen wir auch fest, dass die in den Reiseführern angepriesenen Orte oft Geschmackssache sind. Oft sind sie überlaufen und gar nicht so besonders. Wenn man ein bisschen mit offenen Augen durch Norwegen fährt, findet man auch tolle Sachen, die nicht so überlaufen sind. Utes Plan: „Wir fahren einfach und biegen ab, wenn so ein Schild mit einer Sehenswürdigkeit oder einem Wanderweg kommt“ hat schon ein paar Mal funktioniert. So haben wir schon einige schöne Wanderungen gefunden oder Entdeckungen gemacht. Einige endeten leider an irgendwelchen Ruinen oder Geschützstellungen aus dem 2. Weltkrieg. Uns war gar nicht so bewusst, was Deutschland auch hier in Norwegen angerichtet hat.

Es ist aber auch schwierig, einen guten Kompromiss zwischen Aktivität und Entspannung zu finden. Bei schlechtem Wetter kann man gut mit dem Auto fahren. Aber dann fährt man an allem Schönen und Sehenswerten vorbei. Wenn das Wetter super ist (wie jetzt), dann sind die Aktivitäten extrem anstrengend und schweißtreibend. Wenn hier die Sonne brennt, ist es richtig brutal. Das Thermometer zeigt gerade 23 Grad, aber in der Sonne hält man es keine 10 Minuten aus. Das fühlt sich an wie unter einem Brennglas. Aber wir sind ja nicht nach Norwegen gefahren, um bei dem schönen Wetter nur rumzuhängen. So ein Luxusleben ist echt hart 😀.

Was wir noch gelernt haben

  • Waschsalons scheint es in Norwegen nicht zu geben, nur chemische Reinigungen. Zum Waschen müssen wir also auf die Campingplätze fahren. Hier kostet eine Maschine ca. 4-5 Euro.
  • Neue Herausforderung: Wie bezieht man ein Bett im Wohnmobil, wenn die Bettdecke 2m x 2,20 groß ist 🤷‍♂️ 
  • Mehrere Regentage hintereinander schlagen aufs Gemüt - vor allem, wenn man krank ist.

Nachtrag zum Thema Maut

 

Das Thema Maut ist hier eher zu vernachlässigen. Während man in Frankreich bei einem 3-wöchigen Urlaub an der Atlantikküste schnell mal 250,- € Maut auf der Uhr hat, haben wir hier im ersten Monat gerade mal 20,- € Maut bezahlt. Es gibt nicht so viele Mautstraßen (oder Mauttunnel) und wenn, dann kosten sie zwischen 2,- € und 5,- €. Etwas teurer kann es bei einigen langen Tunneln werden. Fähren kosten zwischen 10,- € und 20,- €. Aber hier spart man sich große Umwege und es ist wirklich super einfach. Man muss keine Tickets kaufen, sondern bekommt das Nummernschild scannen und weg ist die Kohle.

Kalender

 

Der Kalender spielt in unserem Leben kaum noch eine Rolle. Oft fragen wir uns, welcher Tag heute ist. Nur bei Geburtstagen ist der Kalender noch hilfreich. Es ist schon interessant, wie ein Werkzeug, das früher das Leben bestimmte und steuerte, völlig in den Hintergrund tritt.

Kommunikation

 

Wer glaubt, dass wir auf unserer Reise einsam sind, der irrt. Überall treffen wir nette Leute, mit denen wir uns über Angeln, Reisen oder andere Dinge unterhalten können. 

 

Aber auch mit den lieben Freunden zu Hause haben wir fast mehr Kontakt als früher. Die ganzen digitalen Medien machen es einfach. Egal ob WhatsApp, WhatsApp-Status, Mail, Website oder Telefon - es vergeht kaum ein Tag, an dem wir keinen Kontakt nach Hause haben.

Angeln

 

Ich mache Fortschritte! Einen ersten Fisch habe ich schon gefangen (Hurra), aber er war mir noch zu klein, also habe ich ihn wieder ins Wasser gelassen. Der nächste „richtige“ Fisch kommt bestimmt.

 

So ganz einfach ist das mit dem Angeln hier doch nicht (oder ich stelle mich nur blöd an). Grundsätzlich darf man in Seen und Flüssen nicht ohne Angelschein angeln. Eine Lizenz kann recht günstig sein (knapp 10,-€ für ein größeres Gebiet), kann aber auch teuer werden (30,-€ pro Lachs, den man fängt). Ob das alles stimmt, wissen wir nicht, aber das sind so Weisheiten, die man unterwegs von anderen semiprofessionellen Anglern aufschnappt. Zum Beispiel: „Am besten angelt man eine Stunde vor oder eine Stunde nach der Flut“ (inzwischen habe ich eine Gezeiten-App) oder „Der Fisch muss einen Tag im Kühlschrank ruhen, sonst fällt er nach dem Braten auseinander“. Erklären konnte uns das niemand, es wurde einfach so aufgeschnappt und weitergegeben (Anglerlatein?). 

Ich bin auch wählerisch geworden, was meinen Angelplatz angeht. Wenn zu viele dicke Algen oder Steine am Ufer sind, dann kämpft man nur mit denen oder es endet in einer Perückenbildung. Das will niemand! Meinen größten Erfolg (Dorsch ca. 25 cm) hatte ich von einer Brücke aus. Hier ist es tief und man kann besser kontrollieren, wie weit der Haken ins Kraut geht. Das Abenteuer geht weiter...

02.07.2024 - Kilometer 2524

Wie es uns geht

 

Nach einem Monat auf Tour können wir nur sagen: Wir fühlen uns sau gut! Wir stehen auf, wann wir wollen, sind oft und viel draußen, sehen grandiose Landschaften und lesen viel. Wir haben Zeit für neue Hobbys (Angeln, Kanu fahren, Klavier spielen), kochen lecker und genießen das Leben in vollen Zügen. Wir haben keine Sekunde bereut, seit wir aufgebrochen sind.

 

Nun mal unsere ersten Eindrücke zu Norwegen:

Eigentlich sind es die zweiten Eindrücke, denn wir waren 2018 schon einmal hier. Leider ist nicht viel hängen geblieben, außer dass es ein wunderschönes Land ist und uns immer wieder begeistert.

 

Geschwindigkeit

 

In Dänemark durfte man nur 80 km/h fahren, hier kann (und will) man nicht schneller fahren. Aber es ist bei weitem nicht so entspannt wie in Dänemark. Es ist extrem kurvig, es geht viel bergauf und bergab und die Straßen sind sehr schmal, so dass man oft Ausweichbuchten benutzen muss. Der Tempomat macht hier keinen Sinn.

 

Maut

 

Auf einigen Straßen und in einigen Tunneln muss man Maut bezahlen. Dazu wird einfach das Nummernschild gescannt und irgendwann bekommt man eine Rechnung. Bei den Fähren ist es genauso. Man weiß also erst hinterher, was es genau kostet. Wir haben und bei Öresundsbron registiert (kostet nix) und so ist man sicher, dass die Fahrzeugklasse richtig eingestuft wird und es wird direkt von einer hinterlegten Kreditkarte abgebucht. 

Mülltrennung

 

Wir haben viele Leute gefragt, aber wir haben es immer noch nicht verstanden. So wie es aussieht, ist die Mülltrennung in Norwegen noch nicht so richtig angekommen. Ich glaube, man trennt Glas und Papier und alles andere ist Restmüll. Aber das ist nicht überall so. Selten findet man auch Mülleimer für Plastik. Das ist besonders schade, weil hier alles extrem in Plastik verpackt ist. Jedes Gemüse, Obst oder andere frische Produkte sind teilweise einzeln eingeschweißt oder werden in dicken Plastikschalen angeboten. Auf Dosen gibt es 2 NOK Pfand, aber die Rückgabestellen sind sehr versteckt in den Märkten. Dafür hängt gefühlt an jeder Straßenlaterne eine Ladestation für Elektroautos und jeder zweite Norweger fährt eines.

Nachtrag 17.07.2024: es gibt sie doch. Jedenfalls für Dosen und Plastik im Rema 1000.

Geld und Kosten

 

Natürlich ist hier alles teurer, das wussten wir vorher. Vor allem Alkohol (ca. 3,- € für eine kleine Dose Bier), aber auch Fleisch, Hühnchen (2 kleine Hühnerbrüstchen für 7,- € 😳) etc. Ich werde hier Vegetarier und trinke nur noch alkoholfreies Bier. Es gibt definitiv Schlimmeres 😀. Ute kocht so genial, dass es einem wirklich an nichts fehlt!

Der Diesel ist auch teurer und kostet hier zur Zeit knapp 2,-€. Da wir nur langsam fahren, ist das nicht das größte Problem.

Bargeld haben wir eigentlich noch nie wirklich gebraucht. Wir bezahlen alles mit Karte und das ist hier auch so üblich und gewünscht.

Stellplätze

 

Normalerweise versuchen wir immer irgendwie „frei“ zu sein. Das heißt kostenlos und ohne Infrastruktur (Wasser, Strom etc.). Wir haben das Gefühl, dass die Möglichkeiten im Vergleich zu 2018 weniger geworden sind. An vielen Parkplätzen stehen Verbotsschilder, dass man dort nicht übernachten darf. Aber es gibt sie noch, man muss nur die Augen offen halten. Auch wenn uns niemand von einem „verbotenen Platz“ vertreiben wird, halten wir uns an die Regeln, sonst gibt es in ein paar Jahren gar keine freien Plätze mehr.

Die offiziellen Stellplätze kosten je nach Infrastruktur zwischen 100,- und 250,- NOK (ca. 9,-€ bis 22,-€). Strom haben wir noch nie gebraucht und Wasser gibt es auch an anderen Stellen (teilweise einfache Rastplätze). Die Entsorgung ist dank unserer Trockentrenntoilette kein Problem, die Flüssigkeit kann in jedes öffentliche WC, die Feststoffe entsorgen wir ca. alle 2 Wochen im Restmüll.

Die Bezahlung der Stellplätze erfolgt in der Regel an einem Automaten mit Kreditkarte. Viele Plätze bieten auch die Bezahlung per EasyPark-App an. Hier kann man Kennzeichen und Kreditkarte hinterlegen und gibt dann nur noch die Stellplatznummer (sofern Google Maps diese nicht schon vorbelegt hat) und die Anzahl der Tage, die man dort stehen möchte, ein. Die Abrechnung erfolgt minutengenau. Wenn man also um 17:53 Uhr ankommt, kann man bis zum nächsten Tag um 17:53 Uhr stehen. 

Campingplätze

 

Meiden wir! Warum? Oft zu laut, die Leute denken, sie sitzen zu Hause auf der Terrasse und können laut sein, wie sie wollen. Das nimmt zu, je später der Abend und je höher der Alkoholpegel.

Außerdem haben wir keine Lust mehr, uns von allen Seiten einnebeln zu lassen. Obwohl offenes Feuer verboten ist, halten sich die Leute nicht daran und der Geruch von gegrillten Schweinenackensteaks gehört auch nicht mehr zu unseren Lieblingsdüften.

 

Fisch kaufen

 

Wir sind verwöhnt von Dänemark und den dortigen Fiskehusern in den Häfen, wo man frischen Fisch kaufen kann. Das finden wir hier nicht. Ab und zu gibt es einen Supermarkt mit Frischfischtheke, ansonsten gibt es den Fisch abgepackt im Kühlregal oder im Fjord zum Selberangeln. Unsere ersten Versuche waren leider nicht von Erfolg gekrönt. 

 

Wanderungen

 

Kurze Spaziergänge gibt es kaum. Relativ schnell wird daraus eine Bergwanderung mit steilem, felsigem Aufstieg und natürlich auch entsprechendem Abstieg. Ob rot (schwierig) oder blau (leicht) markiert ist, macht da keinen Unterschied mehr. Vor allem, wenn innerhalb eines Weges mehrmals zwischen Rot und Blau gewechselt wird. Wenn dann noch nasser, sumpfiger Untergrund dazu kommt, dann gute Nacht Mannheim!

 

Für die Anstrengung wird man aber immer belohnt, vielleicht mit einer ungewöhnlichen Felsformation oder einer tollen Aussicht und dem stolzen Gefühl, es geschafft zu haben... 

 

Meine (Pete's) Erkenntnis von heute: ein Gletscherbach ist auch dann saukalt, wenn man im vollen Ornat da reinfällt 🤣🥶

 

Erfahrbarkeit der Natur

 

Die skandinavischen Länder, die wir bisher besucht haben, tun viel, um die Natur erlebbar zu machen. Sie tun dies durch Badestellen, wo immer möglich, meist mit Toilette und Abfalleimer, oder durch Picknickplätze mit Tischgarnitur, Abfalleimer, Grillplatz und oft auch Toilette. Von den vielen Wanderparkplätzen brauchen wir gar nicht erst zu reden. Und es ist sauber (hängt natürlich auch von den Benutzer:innen ab).

Wenn wir auf Campingplätze fahren, dann nur, weil es dort meistens Waschmaschine und Trockner und ggf. kostenloses WLAN gibt. Bisher haben wir erst einen tollen Campingplatz gefunden, der nicht viel mehr als einen Stellplatz kostet (21,-€ inkl. WLAN, Ver- und Entsorgung) und wo man gute Angelmöglichkeiten hat.

15.06.2024 - Kilometer 1597

Nun sind wir schon 2 Wochen unterwegs und blicken mal zurück, wie es uns bisher ergangen ist. 

Das erste, was wir gemacht haben, bevor wir losgefahren sind: Wir haben den Wecker ausgeschaltet, der uns jeden Morgen um 7 Uhr geweckt hat. Was für ein gutes Gefühl!

 

Dann haben wir gefühlte 3 Tage gepackt. Vorher ging das nicht, wegen der ganzen „59, 60 und ab geht die wilde Fahrt“-Partys. Das Packen war wie ein kleiner Umzug. Nicht weil wir natürlich viel zu viel mitgenommen haben (wer hat schon die Erfahrung, was man in den nächsten 5 Monaten alles braucht?), sondern weil wir unser Haus aufgeräumt und wirklich sehr leer zurückgelassen haben. Ein Trost ist, dass es bei Peggy in guten Händen ist.

 

Am 02.06.2024 ging es los und wir besuchten zuerst Monika und Rainer in ihrem Schloss. Wer sie nicht kennt: Die beiden sind mit ihrem Toyota schon um die ganze Welt gefahren - nicht nur sprichwörtlich, sondern wirklich! Wir hatten dort einen tollen Abend und am nächsten Morgen natürlich ein tolles Frühstück.

 

Das Schloss ist von einem Park umgeben, in dem ein ganz  besonderer Baum steht: eine Süntelbuche!

Davon hatten wir noch nie gehört und waren begeistert. Das war schon das erste Highlight unserer langen Reise und wir waren immer noch in Deutschland. Vielen lieben Dank an Monika und Rainer!

 

Am nächsten Morgen ging es dann über Flensburg nach Dänemark – siehe Reisebericht.

 

Wie fühlen wir uns jetzt nach 14 Tagen Van-Life: Kurzfassung: super! Trotzdem schauen wir uns immer mal wieder an und fragen uns: "Machen wir das jetzt wirklich?" Ja, wir machen das!

 

Das Leben ist so unbeschwert und einfach. Wir haben alles (und noch viel mehr 😊), was wir wirklich zum Leben brauchen. Meine Uhr hat mir bestätigt, dass mein (Petes) durchschnittlicher Ruhepuls in den letzten 7 Tagen um 10 Schläge pro Minute gesunken ist. Wir haben viel mehr Kontakt zu allen möglichen Menschen in der Welt, für die wir im normalen Arbeitsleben irgendwie keine Zeit hatten. Das Schöne ist, dass alle positiv denken und sich mit uns freuen. Wir haben nur positive und nette Gespräche. Früher ging es viel um die Arbeit, schwer und belastend - viel negative Energie. Das ist jetzt wirklich komplett weg und das ganz ohne Drogen 🤣.

 

Hoffentlich geht es so weiter! Nur das Wetter ist im Moment eher suboptimal: Vom dänischen Regenfestival sind wir nun nahtlos zum norwegischen Regenfestival übergegangen. Aber auch das wird besser und wird uns die Stimmung nicht verderben. Wir sehen das positiv: so lange es regnet haben wir weniger Sand im Auto und es gibt keine Mücken! 

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