Estland

Unsere Route

Wir sind sicher weit davon entfernt zu sagen, dass wir Estland „erfahren“ haben. In unseren Köpfen waren wir schon ein bisschen auf der Rückreise und haben uns nicht wirklich auf Estland vorbereitet. Trotzdem wollten wir ein paar Eindrücke von diesem Land mitnehmen.

 

 

Wenn Henningsvær in Norwegen das schönste Stadion der Welt ist, dann ist dieser Sportplatz sicher einer der kuriosesten. In Orrissaare steht nämlich mitten auf dem Sportplatz eine 150 Jahre alte Eiche. Sogar Stalin hat (erfolglos) versucht, diese Eiche zu entfernen! 2015 wurde die Eiche mit über 60.000 Stimmen zum Baum des Jahres gewählt. 

 

 

 

 

Die Einheimischen haben sich mittlerweile ganz gut mit dem zusätzlichen Spieler auf dem Platz arrangiert: Der Spieler bekommt keine horrende Gage und fällt bei einem Foul auch nicht gleich um 😊. Er steht einfach da - wie ein Baum.

Tallinn

Kurzum: Als bekennende Stadtmuffel haben wir Tallinn ausgelassen! Man kann es sich sicher mal anschauen (wir haben viel Positives gehört), muss es aber nicht. Nach unserem „Helsinki-Gewimmel-Overflow“ haben wir gleich nach der Ankunft versucht, der Stadt zu entfliehen. Das war gar nicht so einfach und wir haben fast eine Stunde gebraucht, um dem Gravitationsfeld der Stadt zu entkommen. Wir haben dann sofort Kurs auf die Insel Saaremaa genommen.

Saaremaa

Saaremaa ist die größte Insel Estlands und gehört zu den Top 100 Biosphärenreservaten der UNESCO.. Wir haben hier versucht neben den „normalen“ Sehenswürdigkeiten auch mal ein paar Kuriositäten zu suchen und sind auch fündig geworden.

Eiche auf dem Sportplatz

Windmühlenpark

In Angla kann man alte Windmühlen von innen und außen besichtigen. Wir haben diese Mühlen eher zufällig entdeckt.

Steilküste Panga

Die maximale Höhe der Steilküste beträgt 21,3 m, die Länge ca. 2,5 km. Die Steilküste von Panga erhebt sich als Kalksteinwand direkt am Strand. An der höchsten Stelle befindet sich eine archaische Kultstätte, an der früher dem Meer Opfer dargebracht wurden. An einer Stelle gibt es ein Seil, an dem man sich zum Strand hinunterlassen kann.

 

Das Gebiet an der Steilküste war früher russisches Verteidigungsgebiet und ein kleiner Pfad erzählt auf Tafeln die Geschichte dazu. Schützengräben und andere Spuren der russischen Besatzung sind noch vorhanden.

Alte Windmühlen

Viele der Windmühlen auf Saaremaa sind mittlerweile kaputt oder nicht mehr in Betrieb. Zwei von ihnen wurden von Aleksander Tarvis und seinen Nachbarn für den Reisenden Suur Tõll und seine Frau Piret umgebaut. 

 

Es wurde zur Tradition, dass Brautpaare Steine mit ihren Namen und dem Hochzeitsdatum als Glücksbringer unter die Windmühle legten. Anscheinend gibt es nicht mehr so viele Hochzeiten, wir haben nur noch einen Stein gefunden.

Leuchtturm von Kiipsaare

Dieser Leuchtturm wurde 1933 auf festem Grund etwa 25 km von der Küste entfernt gebaut. Inzwischen hat das Meer dem Land so viel Fläche abgerungen, dass der Leuchtturm mittlerweile im Wasser steht und durch die Wellen eine Neigung von 15 Grad erreicht hat. Mal sehen, wie lange er noch steht. Viele Kormorane bewachen ihn.

Königreich Torgu

Das Königreich Torgu wurde 1992 gegründet, kurz nachdem die Republik Estland ihre Unabhängigkeit von der Sowjetunion erlangt hatte. Damals war die Halbinsel Sõrve auf der Insel Saaremaa in zwei Gemeinden aufgeteilt, die Gemeinde Salme und die Gemeinde Torgu. Bei der Ausarbeitung der neuen estnischen Verfassung vergaßen die Beamten jedoch, die Gemeinde Torgu mitzuzählen. Durch dieses menschliche Versehen wurde das 48,8 Quadratkilometer große Gebiet technisch nicht von der Verfassung erfasst.

 

Die etwa 500 Menschen, die in diesem Gebiet lebten, waren von dieser Nachlässigkeit überrascht, beschlossen aber bald, diesen Fehler auszunutzen. Sie kamen auf die Idee, ein eigenes Land zu gründen und es Königreich zu nennen. Der Thron wurde einem Journalisten und politischen Aktivisten namens Kirill Teiter angeboten, der ihn annahm und als erster (und einziger) Monarch über das neu gegründete Königreich Torgu herrschte. Das Königreich hat eine eigene Flagge, ein Wappen mit einem "Schneckendrachen" als Wappentier und eine eigene Münzwährung, den "Kirill", wobei ein Kirill dem Preis eines halben Liters lokalen Wodkas entspricht.

Leider hielt das Königreich nicht lange und schon 1993 wurde es wieder offiziell in die Verfassung aufgenommen und außer ein paar Flaggen ist nicht mehr viel davon zu sehen.

Meteoritenfeld von Kaali

Diese Krater sind vor etwa 4000 Jahren durch einen Meteoriteneinschlag entstanden. 

 

Man geht davon aus, dass ein ursprünglich 400 bis 10.000 Tonnen schwerer Meteorit mit einer Geschwindigkeit von 15 bis 45 km/s in die Erdatmosphäre eintrat, durch die auftretende Reibung stetig an Masse verlor und schließlich in einer Höhe von etwa fünf bis zehn Kilometern in mehrere Bruchstücke zerbrach. Das größte dieser Fragmente schlug mit einem Gewicht von 20 bis 80 Tonnen ein und hinterließ den großen Krater. Weitere kleinere Fragmente verursachten die acht Nebenkrater.

 

Die Angaben der Wissenschaftler sind alle sehr grob und die Bevölkerung von Saaremaa hat ihre eigenen Mythen über die Entstehung der Krater. So soll hier die Erde aus Entsetzen über eine Geschwisterhochzeit die Hochzeitskirche verschlungen haben. Eine andere Sage erzählt von einem Gutsherrn, der nach einer ausschweifenden Orgie mitsamt seinem Gut und der Festgesellschaft vom Erdboden verschluckt worden sein soll.

 

Unser Fazit

Estland wirkte für uns (und den keinen Teil, den wir nur gesehen haben) sehr aufgeräumt. Es gibt viel Wald und Wiesen und überall ist viel Platz dazwischen. Da es aber auch viele Zäune gibt, wirkt das Ganze nicht so ursprünglich wie z.B. in Finnland. Man merkt trotz der weiten Flächen, dass das Land doch bewohnt ist. 

 

Wir haben aber wirklich nur einen ganz kleinen Teil von Estland gesehen (vorwiegend Saaremaa) und daher kann dieses Fazit nicht für ganz Estland gelten. Es hat auf jeden Fall Potential, sich dieses Land noch mal genauer anzusehen.

Straßen und Maut

 

Die Straßen sind größtenteils in hervorragendem Zustand, was sich nicht nur auf die Hauptstraßen beschränkt. Klar, wird es auch in Randbereichen wieder holprig. Im Allgemeinen kommt man aber fast überall recht flüssig voran.

Für Fahrzeuge unter 3,5 Tonnen gibt es in Estland keine Maut. Für Fahrzeuge über 3,5 Tonnen scheint man vor der Fahrt online beim estnischen Amt für Straßenverwaltung Mautgebühren entrichten zu müssen.

Geld und Kosten

 

Da Estland zur EU gehört, bezahlt man auch hier in Euro und fast immer bargeldlos. Die Preise sind deutlich moderater als in Skandinavien, besonders der Diesel ist wieder zu Traumpreisen zu haben. Aber auch Alkohol ist hier erschwinglich. Wir haben jedenfalls noch nie (auch nicht in Deutschland) eine so große Auswahl an Spirituosen in einem Supermarkt gesehen.

Nur die Wodka Abteilung! -->

Stellplätze, Ver- und Entsorgung

 

In Estland haben wir meistens auf freien Stellplätzen übernachtet. Wir haben immer tolle Möglichkeiten direkt an der Ostsee gefunden und waren oft ganz alleine. Auf vielen der Plätze gab es Tisch und Bänke, Grillstellen und eine Trockentoilette. Ver- und Entsorgung musste man wieder unterwegs erledigen – was nicht ganz so einfach war, wie in Skandinavien.

Stand 27.09.2024 - Kilometer 9817

Wie es uns geht

 

Nach fast 10.000 Kilometern, 117 Tagen und 5 Ländern sind wir wieder zu Hause angekommen. 

 

Was soll man sagen: Irgendwie ist die Festplatte (im Kopf) voll, es wird kälter und der Heimatmagnet hatte angefangen zu ziehen. Obwohl wir in Estland noch tolle Tage mit Sonne und 20 Grad hatten, waren die Gedanken schon oft zu Hause. Dort gibt es auch viele Baustellen, für die wir jetzt genug Kraft gesammelt haben und motiviert sind. Trotzdem war es ein komisches Gefühl, als wir die Fähre von Lettland nach Travemünde gebucht haben, denn damit war das Ende dieser Reise endgültig in Sicht.

Auf unserer Reise haben wir viel gesehen und gelernt. Nicht nur über Land und Leute, sondern auch über uns selbst. Wir wissen nun, dass wir es gut zusammen auf dem engen Raum miteinander aushalten. Das funktioniert wirklich prima. Trotzdem sind wir uns gar nicht mehr so sicher, ob wir dauerhaft im Wohnmobil leben wollen. Es ist toll, wenn man beim Reisen nicht auf die Uhr oder den Kalender schauen muss und jedes Land für sich in Ruhe genießen kann. Trotzdem scheint es uns wichtig zu sein, einen Ruhepol zu Hause zu haben.

 

Insofern wird es nach diesem Bericht eine längere Pause bis zum nächsten Bericht geben. Wie lange die Pause sein wird, hängt davon ab, wie schnell uns zu Hause die Decke auf den Kopf fällt 😉. Pläne für die nächste lange Reise gibt es jedenfalls schon.

 

In diesem Sinne: Nach der Reise ist vor der Reise!

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