Wer möglichst lange autark sein will, muss sich sowohl um die Energiebereitstellung als auch um die Verbraucher kümmern. Bei unserer ersten Reise 2015 in den Pfälzerwald ging uns schon nach wenigen Stunden das Licht aus. Das Licht selbst war kein großes Problem, aber ohne Strom funktionierte weder die Toilettenspülung noch der Wasserhahn oder die Dusche und ohne Gebläse lief auch die Heizung nicht. Es musste also gehandelt werden, denn die einzige Energiequelle war zu diesem Zeitpunkt eine 90 Ah AGM-Batterie!
Wir haben uns dann kurzerhand ein Komplettpaket aus 100 Watt Solarpanel, Laderegler und 2 neuen 95 Ah AGM-Batterien einbauen lassen. Das hat uns auch einige Jahre gute Dienste geleistet, bis wir (neben diversen elektronischen Kleingeräten) auch unsere E-Bikes laden wollten. Hier stieß die vorhandene Anlage an ihre Grenzen und wir mussten doch ab und zu auf Landstrom zurückgreifen.
Als erstes haben wir dann den alten Laderegler durch einen MPPT-Regler ersetzt. Dieser hat aufgrund der besseren Ladetechnik (Maximum Power Peak Tracking) einen deutlich höheren Wirkungsgrad.
Im nächsten Schritt wurden die beiden 95 Ah AGM Batterien durch eine 172 Ah LiFePo4 Batterie ersetzt. Nun könnte man denken: 2 x 95 Ah = 190 Ah ist doch weniger als die neuen 172 Ah der LiFePo4-Batterie. Dazu muss man aber wissen, dass man die AGM-Batterien nur zu 50% entladen kann, d.h. statt 95 Ah haben wir jetzt volle 172 Ah zur Verfügung, also fast die doppelte Kapazität. Ein weiterer Vorteil: Die LiFePo4-Batterie wiegt nur halb so viel wie die beiden AGM-Batterien, d.h. wir sind gut 20 kg leichter geworden!
Um auch ohne Landstrom 230V-Geräte betreiben zu können, haben wir einen Wechselrichter hinter den Fahrersitz gebaut. Dadurch ist er sehr nahe an der Batterie, da man hier mit großen Kabelquerschnitten zwischen Batterie und Inverter arbeiten muss (ich habe hier großzügig 70 qmm verbaut) - was für ein Murks!
Als kleinen Luxus haben wir noch eine Netzvorrangschaltung eingebaut. Diese schaltet automatisch zwischen Landstrom und Wechselrichter um, je nachdem, was gerade anliegt. Dieser Einbau war kniffliger als gedacht, da man das Ding nicht einfach zwischen Landstrom und Inverter (als Eingang) und allen Verbrauchern (als Ausgang) schalten kann. Man muss darauf achten, dass nur die Steckdosen als Ausgang an der Netzvorrangschaltung hängen! Sonst baut man z.B. einen Kreislauf Inverter --> Ladegerät --> Batterie --> Inverter --> … usw. Da jedes Gerät Verluste mit sich bringt, verheizt man damit die vorhandene Energie, ohne überhaupt einen Verbraucher angeschlossen zu haben.
Hätte ich das alles vorher gewusst, hätte ich mir den Aufwand wahrscheinlich gespart.
Die größte Batterie nützt nichts, wenn sie nicht richtig aufgeladen wird. Unser Solarpanel liefert nur 100WPeak, d.h. bei flachem Sonnenstand sind es vielleicht nur 50 Watt oder weniger, wenn es bewölkt ist. Nun haben wir 2 Möglichkeiten, mehr Energie für die Batterie zu bekommen:
a) Mehr (und bessere) Solarzellen auf das Dach zu schrauben, oder
b) einen Ladebooster nachrüsten.
Solarpanels aufs Dach schrauben ist so eine Sache. Mal ehrlich, wer will schon Löcher in sein Dach bohren 🤷♀️. Da kann man abdichten was man will, es ist einfach heikel. Der Ladebooster ist da einfacher zu installieren. Er nimmt einfach die Energie der Lichtmaschine und speist damit die Aufbaubatterie. Der Nachteil ist klar: Er liefert nur Energie, wenn wir fahren. Aber: 700 Watt Solarleistung auf dem Dach sind schwer zu realisieren und auch deutlich teurer. Da wir sowieso nur wenige Tage an einem Ort sind, haben wir uns für den Ladebooster entschieden.
Nur mal ein Rechenbeispiel: In Norwegen haben wir die Batterie nie unter 50% Restkapazität bekommen. Diese knapp 90 AH fehlende Kapazität könnten wir nun wieder aufladen, indem wir entweder 25 Stunden in der flachen Sonne stehen oder 1,8 Stunden mit dem VanTI durch die Gegend fahren. Deshalb war der Einbau des Ladeboosters die erste Maßnahme nach der Skandinavienreise.
Als erste Maßnahme haben wir alle Lampen durch LED-Lampen ersetzt. Mit wenig Aufwand lassen sich so einige Watt einsparen.
Da mittlerweile die meisten Geräte über USB aufgeladen werden können, haben wir neben diversen USB-Steckdosen auch einen USB-Ladehub in einen Schrank eingebaut. Damit sind Handys, Tablets, Kameras etc. gut versorgt. Selbst für elektrische Zahnbürsten gibt es mittlerweile USB-Ladegeräte.
Unser wichtigstes elektrisches Gerät ist jedoch unser WLAN-Router. Wir haben uns für den RUT 950 von Teltonika entschieden, weil er zwei SIM-Karten-Slots hat. D.h. man kann die „normale“ SIM-Karte im Gerät lassen und bei Bedarf eine länderspezifische Prepaid-Karte einstecken. Mit dem Router haben wir unser eigenes kleines WLAN im Wohnmobil und alle Geräte können so über eine SIM-Karte mit der Außenwelt kommunizieren.
Unsere vorerst letzte elektrische Veränderung ist unser Kühlschrankventilator. Wir haben ihn in einem heißen Sommer eingebaut, als der Kühlschrank nicht mehr richtig kühlte. Abhängig von der Außentemperatur (oder manuell) hilft der Lüfter, die Abwärme des Kühlschranks nach außen zu transportieren, um so die Kühlleistung zu erhöhen. Ob das wirklich viel bringt, wissen wir nicht, denn das Problem war letztlich der defekte Brenner.
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